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Aldina Čemernica: Kindheit im belagerten Sarajevo

Unsere Autorin Aldina wurde in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo geboren. Sie ist 1995 aus dem belagerten Sarajevo nach Deutschland geflüchtet und lebt seitdem in Berlin, wo sie aufgewachsen ist. Aktuell arbeitet sie an ihrer Dissertation zum Thema Identitätskonstruktionen junger Menschen bosniakischer Herkunft in Berlin.

Unsere Autorin Aldina wurde in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo geboren. Sie ist 1995 aus dem belagerten Sarajevo nach Deutschland geflüchtet und lebt seitdem in Berlin, wo sie aufgewachsen ist. Aktuell arbeitet sie an ihrer Dissertation zum Thema Identitätskonstruktionen junger Menschen bosniakischer Herkunft in Berlin.

Bild: Sarajevo, Quelle. Pixabay.

Stell‘ dir vor, du wirst morgens aufgeweckt und dir wird gesagt ,,Wach auf, es ist Krieg!“. Genau das waren die Worte, die meine Mutter zu mir sagte. Es war Frühjahr 1992. Ich war gerade acht Jahre alt geworden. In den Fernsehberichten war eine Massendemonstration gegen den Krieg in Sarajevo zu sehen. Schüsse fielen. Meine Welt sollte sich ab da vollkommen verändern. Schon seit einigen Monaten stimmte etwas mit meiner idyllischen Welt nicht. Auf einmal spielte es eine Rolle, wie ich heiße und welche religiöse Zugehörigkeit meine Eltern und ich haben. Im Jahr zuvor begannen die kriegerischen Auseinandersetzungen in Kroatien. Ungläubig hörten die Erwachsenen den Nachrichten zu. Niemand wollte so recht glauben, dass auch in Bosnien und Herzegowina Krieg ausbrechen könnte.  

Im Jahr meiner Geburt, 1984, war Sarajevo der Austragungsort der Olympischen Winterspiele und wurde als eine Stadt der Vielfalt und der Lebensfreude gefeiert. Nur ein paar Jahre später wurde dieser Ort zum Schauplatz grausamer Ereignisse. Die Belagerung von Sarajevo dauerte 1.425 Tage und war somit die längste Belagerung im 20. Jahrhundert. Die Stadt war völlig umzingelt und wurde täglich bombardiert. Heckenschützen waren auf den Hochhäusern postiert und schossen auf Zivilisten. Die Zustände für die Einwohner*innen waren dramatisch: der Strom wurde rationiert, es gab kein fließendes Wasser, keine Heizung. Die Lebensmittel waren knapp. Die Menschen in Sarajevo mussten lernen unter unmenschlichen Bedingungen zu leben. Der Alltag im belagerten Sarajevo wurde eindringlich im Film The Perfect Circle (1997) verfilmt.

Das Thema ‚Kindheit im Krieg‘ wird in der Öffentlichkeit immer präsenter. Im Jahr 2017 wurde in Sarajevo ,,Muzej ratnog djetinjstva“ (War Childhood Museum) eröffnet, in dem unter anderem persönliche Gegenstände der ehemaligen Kriegskinder ausgestellt sind. Das Museum ist von Jasminko Halilović gegründet worden. Für sein im Jahr 2013 erschienenes Buch ,,Djetinjstvo u ratu: Sarajevo 1992-1995“ (Kindheit im Krieg) sammelte er kurze Erinnerungsgeschichten, Dokumente und Fotografien der Menschen, die einen Teil ihrer Kindheit im Krieg verbracht haben.

In meinem Personal Essay möchte ich über den Alltag im belagerten Sarajevo aus dem Blickwinkel eines Kindes schreiben und unter anderem auf folgende Fragen eingehen: Wie haben meine Freunde und ich den Kriegsalltag erlebt? Wie wurde der Schulunterricht organisiert? Wie war meine Sicht auf die Erwachsenen?

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